Der Templerorden — Was war das überhaupt für ein Orden?

Um kaum einen anderen Ritterorden ranken sich so viele Legenden und Mythen wie um jenen der „Armen Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem“, den so genannten Templerorden. Weit verbreitet dürften in diesem Zusammenhang die vermeintliche Auffindung des Heiligen Grals sowie der Bundeslade durch Mitglieder der Ordensgemeinschaft sein. Obwohl sich diese Vermutungen nicht durch historische Fakten belegen lassen, bleibt die Faszination für den Orden ungebrochen. Der Templerorden wurde um das Jahr 1120 durch Hugo von Payns gegründet. Das erklärte Ziel war es, Pilgern sicheres Geleit zu den im Ersten Kreuzzug eroberten heiligen Stätten in Jerusalem zu gewähren. Allerdings beteiligte sich der Orden bereits im 12. Jahrhundert an militärischen Aktionen im Heiligen Land.

Der Name des Ordens geht auf den Hauptsitz der Gemeinschaft in Jerusalem zurück, welcher sich der Legende nach auf dem ehemaligen Gebiet des salomonischen Tempels befand. Er war der erste geistliche Ritterorden, also eine Gemeinschaft, in der monastische und ritterliche Ideale vereinigt wurden. Die Ordensregeln wurden 1129 auf einem Konzil in Troyes unter dem Einfluss Bernhards von Clairvaux verfasst, jedoch in späterer Zeit mehrfach verändert. Besonders wichtig für die rechtliche Stellung und die innere Struktur des Ordens war die päpstliche Bulle „Omne datum optimum“ aus dem Jahr 1139, welche die Templer direkt unter die päpstliche Autorität stellte und somit dem Zugriff weltlicher Herrscher weitestgehend entzog.

Die Ordensgemeinschaft untergliedert sich in drei soziale Gruppierungen, welche sich an der Gliederung der mittelalterlichen Gesellschaft orientierten. Die „bellatores“ („Ritterbrüder“, kämpfende Mitglieder des Ordens) waren oft Ordensmitglieder adliger und ritterlicher Abstammung, die Militär- und Schutzfunktionen übernahmen. Daneben erledigten die „laboratores“ (dienende Mitglieder des Ordens), die keine adlige Herkunft vorzuweisen hatten, praktische und verwaltungstechnische Arbeiten. Die dritte Gruppe der „oratores“ („Priesterbrüder“, „Beter“) übernahm geistliche Funktionen innerhalb des Ordens, sie feierte Gottesdienste und nahm die Beichte ab. An der Spitze des Ordens stand der Großmeister, der immer aus dem Stand der bellatores kam. Er wurde vom Ordenskonvent gewählt, welcher aus ranghohen Ordensmitgliedern bestand. Der Großmeister konnte wichtige Entscheidungen jedoch nur in Zusammenarbeit mit dem Konvent treffen, er war also eher primus inter pares als alleiniger Leiter der Ordensgemeinschaft.

Obwohl der Templerorden in Jerusalem gegründet wurde, blieb er nicht nur im Heiligen Land verortet. Durch Schenkungen und Erwerbungen verfügte die Gemeinschaft überall in Europa zerstreut über Grundbesitz und grundherrschaftliche Rechte, welche die wirtschaftliche Basis des Ordens darstellten. Vor allem im heutigen Frankreich, Spanien und England, aber auch in Italien und in den rheinischen Gebieten besaßen die Templer Besitzungen, so genannte Kommenden. Der Großteil dieses Besitzes wurde gewinnbringend an Dritte verpachtet, in manchen Fällen auch als Lehen vergeben. Auf Druck des französischen Königs Philipps IV. hin wurde der Orden 1307 wegen Homosexualität und Ketzerei angeklagt. Am 13. Oktober desselben Jahres wurden in Frankreich die Mitglieder des Ordens verhaftet und Ermittlungen gegen sie eingeleitet. In diesem Zuge kam es zu langen Haft- oder Todesstrafen, allerdings wurden nur wenige Todesurteile vollstreckt. Im Heiligen Römischen Reich wurden sogar alle Templer freigesprochen. Erst auf dem Konzil von Vienne (1311-1312) wurde der Orden durch Papst Clemens V. offiziell aufgehoben. Die Besitzungen des Templerordens blieben in kirchlichen Besitz und wurden mehrheitlich dem Johanniterorden übertragen.



Der Mainzer Tempelhof

Wie kann man sich das Leben der Tempelritter in Mainz vorstellen?

Der Mainzer Tempelhof war ein burgartig befestigter Gutshof des Mainzer Templerordens, welcher vermutlich ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts Residenz des sogenannten „Komturs“ war. Er befand sich auf dem Areal rund um die Häuser in der Kapuzinerstraße, Rheinstraße, Holzstraße, Templergasse und dem Ignazgässchen. Dieses Gebiet war unmittelbar an der südlich angrenzenden Vorstadt Selenhofen gelegen, welche im 13. Jahrhundert in die Stadtbefestigung einbezogen wurde. Die ursprüngliche Größe, sowie die genaue Lage des Tempelhofbezirkes sind den Häuserlisten und Stadtaufnahmen von 1657 bis 1747 zu entnehmen. Dieser Platz wurde von den Templern bewusst gewählt, da er an einem strategisch wichtigen Verkehrsknotenpunkt lag, der geeignet für die Kontrolle des Waren- und Personenverkehrs sowie für die Aufnahme und Versorgung von Pilgern und reisenden Ordensmitgliedern war.



Der Templerorden in Mainz

Was macht den Mainzer Templerorden aus?

Im Jahre 1307 musste der Templerorden einen herben Rückschlag durch die aufkommenden Vorwürfe der Ketzerei und Homosexualität erleiden, der schließlich das Ende des Ordens einleitete. Bei der vom Mainzer Erzbischof abgehaltenen Provinzialsynode vom 11. bis zum 13. Mai 1310, an welcher sehr wahrscheinlich die Bischöfe von Augsburg, Halberstadt, Speyer und Würzburg teilnahmen, stand die Templerfrage zwar nicht im Mittelpunkt, wurde aber dennoch zu einem wichtigen Beratungsgegenstand. Wie der Chronist Jakob von Mainz berichtet, sei es auf bei der Versammlung zu einem Eklat gekommen. Dabei sollen 20 bewaffnete Ordensbrüder, angeführt vom Wild- und Rheingrafen Friedrich auf Grumbach bei Meisenheim, Komtur des Templerordens für Deutschland und Slawonien, gegen die Verfahren gegen ihren Orden protestiert haben. Daraufhin kam es zu einer Einigung mit dem Mainzer Erzbischof, der nicht nur gestattete, eine Verteidigungsschrift verlesen zu lassen, sondern auch eine gerichtliche Untersuchung zusagte, mit welcher er sich beim Papst für den Orden einsetzen wollte. Im Jahr 1311 wurden die Mainzer Templer letztlich freigesprochen. Da aber auf dem Konzil von Vienne die Auflösung des gesammten Templerordens beschlossen wurde, ging der Mainzer Tempelhof 1314 in den Bestiz des Johanniterordens über. Ab dem 15. Jahrhundert war das Klosterareal scheinbar unbewohnt und verfiel. Erst im 17. Jahrhundert erfolgte dann eine Aufteilung in mehrere Parzellen, die nun von Handwerkern genutzt wurden.



Auf den Spuren der Templer

Welche Orte erinnern heute noch an das Wirken der Templer in Mainz?

Leider finden sich von den Besitzungen heute keine Überreste mehr. Es wird spekuliert, dass sich einige Mauerreste der Komturei in der Gaststätte „Bodega“ in der Holzstraße sowie in der französischen Weinstube „Templer“ in der Kapuzinergasse befinden. Gegenüber derselben soll sich an der Stelle der Ignazkirche die ehemalige Templerkirche befunden haben. Obwohl die Nachlässe der Templer in Mainz sehr rar sind, rufen einige Straßennamen, die Weinstube sowie das Templertor, das allerdings erst im Zuge der Rheinuferbefestigung 1873 gebaut wurde, noch die Anwesenheit des Ordens in Mainz in unsere Erinnerung. Die letzten Überreste verschwanden 1857.